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Doc K!

[Thema: Orgasmus / Switchboard 152, Juni 2002]

Ich möchte ihnen hier kurz ein Problem schildern, zu dem ich mir Ihren Rat wünsche. Seit einiger Zeit bin ich sexuell weniger aktiv, d.h. ich schlafe nicht mehr so oft mit meiner Frau und befriedige mich auch selbst viel seltener. Das ist für mich auch vollkommen in Ordnung und erscheint mir als Ausdruck eines reiferen Umgangs mit meiner Sexualität; ich bin 43 Jahre alt. Ich stelle aber fest, dass mir, wenn ich einige Tage oder eine Woche lang keinen Orgasmus hatte, der erste neue Orgasmus körperlich unangenehm ist. Ich habe dabei das Gefühl eines heißen Stiches im Dammbereich, die Muskulatur kontrahiert nicht rhythmisch und irgendwie scheint mir der gesamte Muskelbereich bis hin zum Anus verspannt. Habe ich dann innerhalb eines kürzeren Zeitraumes mehrere Orgasmen, ist mein Erleben ab dem 2. oder 3. Orgasmus wieder vollkommen normal. - Ich bin ausgebildet in körperorientierter Psychotherapie und kenne mich, glaube ich, ganz gut aus mit meinem Körper. Mein Gefühl ist, dass mir Angst im Leibe sitzt, dass ich innerlich festhalte. Was sagen Sie dazu und was kann ich tun, um auch meinen `ersten´ Orgasmus mehr genießen zu können? Im Augenblick habe ich das Gefühl, ich darf halt nicht so lange Pausen entstehen lassen, aber das kann ja wohl keine Lösung sein. Danke für Ihren Rat.

Mit Ihren Fragen rufen Sie ja wirklich unser gesamtes Praxis-Repertoire auf den Plan, aber für einen Mann in den sprichwörtlichen "besten Jahren" gehört sich das ja auch. Nun denn, wollen wir also mal mit einer passend vielschichtigen Antwort versuchen, Ihr Problem einzukreisen.
Zunächst mal zur medizinischen Seite: Was Sie beschreiben, hört sich sehr nach einem Prostatainfekt an. In den Ejakulatspausen, wenn die Prostata nicht "durchgespült" wird, haben Bakterien, die sich irgendwann einmal dort festgesetzt haben, die Gelegenheit sich zu vermehren und Entzündungsprozesse in Gang zu setzen. Das kann dann durchaus zu den von Ihnen beschriebenen Schmerzen bei der rhythmischen Kontraktion der Prostatamuskulatur während der Ejakulation führen. - Neben Sitzbädern und regelmässigen Prostatamassagen sollten Sie das Ejakulat auf Erreger untersuchen und sich entsprechend zielgerichtet behandeln lassen. Was die medizinische Seite betrifft kann ich nur sagen: Eine Vorstellung beim Arzt ist hier unumgänglich!
Das Gefühl der Angst, die Ihnen im Leibe sitzt, ist nun wiederum etwas, dem in anderer Form nachgegangen werden sollte: Die Frage ist hier, warum stellt sich gerade die Prostata als Symptomorgan dar? Interessant und hilfreich wäre sicher zu hinterfragen, um welche Angst es sich handelt. Da Sie ja nun sozusagen vom Fach sind, könnte ich mir durchaus vorstellen, dass Sie sich - verzeihen Sie die direkte Formulierung - selber im Weg stehen: Mein sozialpädagogischer Sprechstundenhelfer sagt bei solchen Gelegenheiten gern: "Die HelferInnen - und bei denen besonders häufig die Männer - mögen sehr gute Profis bei Anderen sein, aber zur Selbsthilfe fehlt oft der distanzierte Blick". Damit ist etwas gemeint, was Ihnen bestimmt nicht neu ist; dennoch halte ich es für sinnvoll, wenn Sie bezüglich Ihrer persönlichen Entwicklung beispielsweise den Versuch unternehmen, mit anderen Männern in Austausch zu treten. Zumindest, wenn eine solche Gruppe "gut sortiert" ist, bleiben dort mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit weiterbringende Impulse aufgeschlossener und einfühlsamer Geschlechtsgenossen nicht aus und es könnte sein, das sich Ihnen Möglichkeiten aufzeigen, um die Sie bisher (zum Beispiel aus Angst!) einen Bogen gemacht haben.
Nicht zuletzt auch von hier aus ein paar (klar, eher klassische, dennoch jedoch durchaus sinnige) Fragen, mit denen Sie zumindest probehalber einmal Ihren Fokus auf sich selbst verschieben könnten:



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